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[This page is a historic document. Boreen disbanded in 2001.]
Boreen ist der gälische Ausdruck für die vielen kleinen ungepflasterten Feldwege in Irland, die scheinbar nirgendwo hinführen. Reist man durch das Hinterland von Donegal, Mayo, Clare oder Connemara, wird jedes Vorankommen auf diesen Wegen oftmals zur Expedition. In dieser Abgeschiedenheit, der Heimat von Märchen und Legenden, hat sich eine Musik alten Ursprungs erhalten und weiterentwickelt. So sind die verschiedenen Tunes von Generation zu Generation über Gehör weitergegeben worden.
Boreen führt diese lange Tradition weiter fort. Die lebendige und unverfälschte Weise, mit der sie die manchmal jahrhundertealten Stücke wieder zum Leben erwecken, lässt gut die schlichten, einfachen Wurzeln dieser Musikrichtung erkennen. „Einfach“ heißt nicht „einfach zu spielen“, sondern auf Pompösitäten wenig Wert zu legen. Die Songs und Tunes sind entweder direkt von den Musikern in Irland aufgegriffen worden oder stammen aus dem reichhaltigen Archiv der Gruppe.
Zur Authentizität trägt nicht nur die traditionelle Instrumentierung mit Fiddle, Flute, Uilleann Pipes, Button Accordion, Bodhrán, Bones und Guitar bei, auch die klare und kraftvolle irische Stimme der aus Dublin stammenden Sängerin Jane O'Brien. Songs über zu spät zurückkehrende Liebhaber und zu früh zurückkommende Ehemänner, mit oder ohne Happy End, wechseln sich mit einfühlsam arrangierten Jigs und Reels ab.
Seit April 1997 gibt es Boreen nicht nur live, sondern auch auf CD zu hören. Die CD Enchanted Ways ist allerdings nur während der Konzerte der Gruppe zu bekommen. Eine neue CD ist in Vorbereitung.
Ich hatte im Hamburger Folk-Magazin schon häufiger von Boreen gelesen, habe sie aber erst im März '97 beim St.-Patrick's-Fest im Hamburger Museum für Völkerkunde zusammen mit dem Harfespieler Thomas Breckheimer zum ersten Mal life erlebt. Boreen spielten sowohl sehr tanzbare Jigs und Reels (ich war am Ende reichlich verschwitzt!) als auch zuhörenswerte Balladen. Besonders begeistert war ich vom Blacksmith, der mir seit den ersten beiden LPs meiner Lieblingsgruppe Steeleye Span lieb und teuer ist. Ein weiterer Klassiker aus dem Repertoire von Boreen, Crazy Man Michael, ist u.a. auch auf Fairport Conventions epochalem Album Liege and Lief zu finden. Und beim letzten Konzert in der `Zinnschmelze' spielten sie das wunderschöne No End von Sandy Denny – hoffentlich wird es auch auf der nächsten CD sein!
Musiker(innen)
Reinhard „Zuchi“ Zuch, vocals, guitar, cittern;
Gregor Griegoleit, button accordion, flute, tin whistle, vocals;
Heike Prange, fiddle, viola, bones, vocals;
Ulrich Klüber, uilleann pipes, tin whistle, vocals;
Jane O'Brien,
vocals, bodhrán, triangle
CDs
- Enchanted Ways (1997)
- Falk-Andreas Eckhardt: Celtic View (1996, mit Heike Prange und Ulrich Klüber)
Entstehungsgeschichte
Boreen ist das irische Wort für einen kleinen Feldweg. Die Gruppe Boreen macht keine pompöse Musik, sie fahren nicht auf der Autobahn des Mainstream Pop, sondern machen traditionelle irische Musik – und das sehr erfolgreich. Obwohl es die Gruppe noch nicht einmal ein Jahr gibt, haben sie so viele Auftrittsangebote, dass sie bei weitem nicht alle befriedigen können.
Angefangen hat alles damit, dass Heike mit einer Kontaktanzeige einen blonden Gitarristen (zum musizieren!) suchte und irgendwie hat sie das mit Jane zusammengeführt, die zwar nicht Gitarre spielt, aber sehr schön singt. Die aus Dublin stammende Jane hat, bevor sie nach Hamburg gekommen ist, einige Jahre in Spanien gelebt, und hat dort in einer A-cappella-Gruppe gesungen. So ist aus spanischem Gesang, “Black Out” und einem guten Teil “Pinch of Snuff” Boreen entstanden.
[aus dem Hamburger Folk-Magazin, März/April 1996]